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Wie werde ich MandolinenbauerIn ? Eine Lustmachung zu einem tollen Beruf in drei Ausbildungsstätten – Teil 1

  • Beitrags-Kategorie:Instrumentenbau

 

Teil 1        Berufsfachschule “Vogtländischer Musikinstrumentenbau” Klingenthal

Teil 2       Studiengang Musikinstrumentenbau in Markneukirchen

Teil 3        Staatliche Musikinstrumentenbauschule Mittenwald

 

TEIL 1 - Berufsfachschule "Vogtländischer Musikinstrumentenbau" Klingenthal

Ein Auszubildender: Benjamin

 

Ich komme aus einer großen Familie. Mein älterer Bruder ist Tischlermeister, mein Vater hat auch viel mit Holz gemacht auf unserem Bauernhof. Ich habe Gitarre gespielt. Also wollte ich etwas machen mit Holz und mit Musik. Viele Berufe sind mir zu industriell. Auch habe ich kein Interesse am Verkauf wie bei Thomann [Musikgroßhandlung]. Darum träumte ich davon, mir eine Werkstatt bei den Eltern einzurichten. Wie habe ich die Aufnahmeprüfung hier erlebt? Ich sollte ein Werkstück wie ein Puzzle teil herstellen. Da war meine Vorerfahrung im Handwerk äußerst nützlich. Und ob ich nach der Ausbildung hier in der Fachhochschule in Markneukirchen weiter machen will? Am liebsten möchte ich in eine größere Stadt ziehen und dort Instrumente restaurieren oder reparieren.

Man kann zur Ausbildung gehen in die Berufsfachschule “Vogtländischer Musikinstrumentenbau” Klingenthal. Man kann aber auch als Ausbilder, Lehrer oder gar Direktor an einer solchen Schule arbeiten. Es gibt sehr viele Wege in die Kunst, Musikinstrumente herzustellen oder den Bau zu unterrichten.

Fachleiter Karsten Meinel im Interview

Der Fachleiter Karsten Meinel.

InstrumentenbauerIn ist ein seltener Beruf. Darum gibt es keinen Ausbildungsweg für Lehrer. Ich habe Polytechnik studiert (in diesem Studiengang wird versucht, das Studium mit praktischer Arbeit zu verbinden). Dazu gehört Maschinenkunde, Elektrotechnik, Fertigungstechnik, Wirtschaftskunde, Wirtschaftswissenschaft, Landwirtschaft sowie Holzverarbeitung (Feine, Sägen, Zeichnen, Bohren und Produkte planen). Auf musikalischem Gebiet musste ich natürlich ebenfalls etwas zu bieten haben. Mein Spezialgebiet sind Metallblasinstrumente. Ich habe Tenorhorn in verschiedenen Ensembles gespielt, in der Musikschule bis in die Oberstufe das Instrument gelernt und mich mit der Geschichte der Instrumente und des Instrumentenbaus auseinandergesetzt. Mein spezielles Interesse gilt der Mundharmonika, darum bin ich Vorsitzender des Vereins „Mundharmonika live“. In Klingenthal hat die Geschichte der Mundharmonika und der Handharmonika begonnen. Darum haben wir vor über 20 Jahren ein Festival ins Leben gerufen www.mundharmonika-live.de . Die Mundharmonika lebt mehr denn je!

Fachleiter Karsten Meinel, der den Schulteil leitet, berichtet: „Unsere SchülerInnen sind hoch motivierte Menschen. In guten Zeiten haben wir 160 Bewerber auf 15 Ausbildungsstellen pro Jahr. Es gibt etwa 45 Vollzeitschüler für drei Lehrjahre (Gesamtzahl der Schüler ca.80). Daneben haben wir auch duale Lehrlinge, die abwechselnd in einem Betrieb arbeiten und dann wieder mehrere Wochen bei uns an der Schule sind. Die meisten wollen Gitarren- oder Geigenbauer werden, etwas weniger sind im Fach Akkordeonbau eingeschrieben. Wir haben Schüler aus der ganzen Welt: Japan, Norwegen, Frankreich, Südkorea, Österreich, Schweiz… Aber auch hinsichtlich des Alters haben wir eine gemischte Belegschaft: Eine Geigenbauerin hat mit 50 Jahren begonnen, eine Psychologin wollte mit 42 Klarinettenbauerin werden, wir hatten eine Mathematik- und Physiklehrerin – und daneben die Hauptschulabgänger… wir müssen einen äußerst differenzierten Unterricht anbieten!“

Die Voraussetzung zur Aufnahme in die Schule ist ein Eignungstest, Hauptschulabschluss ist Mindestbedingung. Dabei geht es um

  • einen Rhythmisch-instrumentalen Test (ein Stück vorspielen).
  • um eine Arbeitsprobe. Dies ist der wichtigste Teil. Man muss ein Maß von einer Zeichnung auf ein Werkstück übertragen, ein Werkstück absägen, bohren und feilen. Dabei wird die Maßhaltigkeit überprüft, welche Säge wählt der Proband, gibt er sich Mühe, ist er gewissenhaft oder hält er seine Arbeit falsch herum? Dabei ist es nützlich, wenn man bereits Vorkenntnisse mitbringt.
  • und um einen Theorie-Test: Allgemeinbildung und Musik (Stilepochen, ein Instrument am Klang erkennen, Logik…).

Wenn man dann in die Schule aufgenommen ist, geht man einer Ausbildung von drei Jahren in Vollzeit entgegen. Am Ende ist man GeigenbauerIn, ZupfinstrumentenmacherIn, oder HandzuginstrumentenmacherIn (Akkordeon).

Begleitend erhält man Instrumentalunterricht. Karsten Meinel bemerkt dazu: „Es macht Sinn, wenn einer auch das Instrument spielen kann, was er baut! Über das gemeinsame Musizieren entsteht eine tolle Gemeinschaft, zum Beispiel über unsere Treppenhauskonzerte. Viele Schüler leben in Wohngemeinschaften – auch da wächst man zusammen.“

 

Hier interessiert ja insbesondere der Zupfinstrumentenbau. Man lernt verschiedene Gitarrentypen herzustellen: Westerngitarre, Konzertgitarre, Parlor-Gitarre… – insgesamt werden 5-6 verschiedene Instrumente im Laufe der Ausbildung gebaut. Als Einstiegsinstrument dient die Flachmandoline oder eine Ukulele. Man kann sich zwar auf den Beruf des Harfenbauers vorbereiten, aber die Ausbildung selbst muss dann bei einem Meisterbetrieb erfolgen. Ähnlich ist es bei dem Dudelsackbau…

 

Werkzeugbau, Vorrichtungsbau, Schärfen von Werkzeugen, Wirtschaftskunde oder „wie vermarkte

ich mich?“ sind neben der praktischen Ausbildung Bestandteile des Unterrichts. Da man als Anfänger sehr viel Zeit benötigt, um seine ersten Instrumente zu bauen, fehlt die Routine. Diese kann man sich im Studium an der Hochschule in Markneukirchen oder in einem Betrieb erwerben.

 

Wenn man den Meistertitel als Abschluss anstrebt, dann kann dieser an der Hochschule in Markneukirchen oder in Mittenwald erreicht werden.

Wie werde ich Mandolinenbauer Mandoline Zupfinstrumente

Zwei Ausbildungsmeister: Andreas Isaak

 

 und Sven Kretschmann

Im ersten Lehrjahr bauen wir eine Flachmandoline. Dies ist günstig, da sie kleine Dimensionen hat. Und wenn etwas schief geht und man einen neuen Boden braucht, dann ist das viel billiger als bei einem Gitarrenboden. Für einen Gitarrensatz bekommen wir zwei Mandolinen. Die meisten wollen bei uns Gitarrenbau lernen. Das ist der Grund für den Berufswunsch. Darum ist das Gesellenstück eine Gitarre. Daran kann man sehr gut die Hals-Kopf-Verbindungen studieren. Man muss nach Zeichnung arbeiten und richtig lesen und interpretieren. Wir geben die Schritte vor. Aber man hat zum Beispiel freie Gestaltungsmöglichkeiten bei dem Einlegen der Schlagplatte. Härteres Holz findet da Verwendung, wo man mit dem Plektrum streifen kann. Lackieren üben wir beim Auftragen und Polieren des Schellacks; oder beim Spitzen des Lacks offenporig matt; oder geölt und gewachst, oder mit Klarlack die Oberfläche verschließen und anschließend mit Farblack darüber gehen. Uns geht es um Sauberkeit und Genauigkeit. Um Vielfalt. Statt um Tempo und Routine.

Auszubildender Paul: „Ich habe vier Wochen an meinem Schellack-Auftrag und beim Polieren gebraucht. Aber das ist ja das Ziel der guten Ausbildung: Gründlich arbeiten!“

Und wenn dann eines Tages ein Kunde kommt, eine CD vorführt und sagt: „So einen Klang möchte ich!“, dann muss man sich in die Fragen der Beleistung oder der Bassabstrahlung selber hinein arbeiten. Oder weiter studieren!