Teil 1 Berufsfachschule „Vogtländischer Musikinstrumentenbau“ Klingenthal
Teil 2 Studiengang Musikinstrumentenbau in Markneukirchen
Teil 3 Staatliche Musikinstrumentenbauschule Mittenwald
Teil 2 Willkommen im Studiengang Musikinstrumentenbau in Markneukirchen!
Fakultät für angewandte Kunst Schneeberg der Westsächsischen Hochschule Zwickau
youtube Einführung
Virtuelle Tour
Youtube https://www.youtube.com/watch?v=9WsfhI2237E
Virtuelle Tour https://www.fh-zwickau.de/aks/musikinstrumentenbau/organisation/infrastruktur/
Faszinierend schon der äußere Zugang zur Hochschule. Eine Villa vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie drückt die Wertigkeit aus, welche der Musik hier beigemessen wird!
Herr Professor Vereecke ich möchte Sie gerne nach Ihrem Werdegang frage, denn man kann ja bei Ihnen studieren, man kann aber auch Dozent werden. Oder sogar Direktor!
Ich bin Belgier und komme aus der Nähe von Brügge. In Gent habe ich am Konservatorium Musikinstrumentenbau studiert und auch dort den Masterabschluss gemacht. So bin ich also von Beruf Musikinstrumentenbautechnologe. Mich hat insbesondere die Verknüpfung von Wissenschaft und Technologie interessiert und so habe ich mich mit historischen Tasteninstrumenten befasst, also mit Cembalo und Hammerklavier. In Wien habe ich promoviert. Ich spiele Posaune und Barockposaune. Im Rahmen meiner Dissertation habe ich in der Schweiz bei einem Unternehmen gearbeitet, welches Posaunen fertigt. Es gibt in der Welt noch 11 Renaissanceposaunen – diese sind allerdings nicht mehr spielbar, da sie zu kostbar sind und beim Spielen kaputt gehen würden. Da habe ich festgestellt, dass es noch viele offene Fragen gibt: Wenn man solche Posaunen nachbauen will: Welche Materialien müssen wir dafür verwenden, worauf soll man achten? Ich habe die Instrumente mit der Röntgenfluoreszenzanalyse untersucht, nach Materiallegierungen geforscht, Formen vermessen und gezeichnet. Danach habe ich an der Bundesfachschule für Musikinstrumentenbau Orgelbauer, Klavierbauer und Blasinstrumentenbauer unterrichtet. Und nun bin ich hier… (lacht)!
Man kann sich hier im Studium in jeder Richtung weiter entwickeln. Zum Beispiel haben wir eine Holzbildhauerin, die uns Köpfe für eine Viola d’amore schnitzen lehrt.
Grassi Museum Leipzig © T.Fitzner
Oder da gibt es eine Dame, die in dem Berliner Musikinstrumentenmuseum arbeitet. Wir haben eine große Anzahl von Spezialisten, die zum Teil von außen kommen und Spezialseminare abhalten. Wir haben insgesamt 26 Honorardozentinnen und -dozenten hier. Schon anhand der Liste der Lehrenden sieht man die Breite unseres Studienangebots:
Meike Aupperle: Technologie Streichinstrumente
Anna Ediger: Restaurierungstechniken Streichinstrumentenbau
Dr. Björn Günther: Holzbiologie / Dendrochronologie
Dr. Simon Götz: Marketing für Musikinstrumentenbauer
Ines Hahn: Holzbildhauertechniken / Formgestaltung
Christof Hanusch: Fachexpertise Weißgerber Gitarren
Dr. Veit Heller: Methodik der Musikinstrumente
Jonathan Hoffmann: Wirtschaftslehre
Martin Hurttig: Historischer Zupfinstrumentenbau
Friedemann Beck: Technologie des Zupfinstrumentenbaus
Sebastian Kirsch: Theorie der Restaurierungstechnik
Prof. Dr. Günter Mark: Historischer Musikinstrumentenbau
Prof. Eberhard Meinel: Akustik / Messtechnik
Prof. Dr. Andreas Michel: Stilkunde
Sebastian Mende: Historischer Streichinstrumentenbau
Hakan Özdemir: Werkstoffkunde Streichinstrumente
Rüdiger Pfau: Bogenbau / Technologie und Werkstoffe
Christian Pabst: Konstruktion Streichinstrumentenbau
Prof. Bernhard Hentrich: Historische Streichinstrumente / Aufführungspraxis Alte Musik
Mark Frost: Digitales Gestalten / Künstl.-gestalt. Grundlagen
Prof. Dr. Thomas Pöpper: Kunst- und Designgeschichte
Torsten Preuß: Technologie des Zupfinstrumentenbaus
Stefan Rehms: Technologie des Streichinstrumentenbaus
Danny Reuter: CNC-Techniken
Prof. Dr. Ulf Sadowski: Bussinessplanung und Marketing
Heidi von Rüden: Restaurierungs- und Konservierungstechniken
Angela Seidel: Fachenglisch
Haiko Seifert: Konstruktive Grundlagen des Streichinstrumentenbaus /
Technologie des Streichinstrumentenbaus
Laszlo Toth: Fotografie / Bildbearbeitung
Jost von Huene: Technologie des Zupfinstrumentenbaus
Anja Werner: Zeichnerisches Naturstudium Künstlerisch- gestaltende Grundlagen
Dorothea van der Woerd: Werkstoffkunde
Dr. Lutz Weißbach: CAD-Technologien
Prof. Dr. Gunter Ziegenhals: Musikalische Akustik / Messtechnik
Wichtig ist, dass man auch ökonomische Aspekte mit bedenkt: Betriebsführung und Marketing, wie man sich selbst und seine Arbeit darstellt. Es braucht analytisches und schöpferisches Vorgehen.
Wenn man seinen eigenen Betrieb hat und kunsthandwerklich Instrumente herstellt, dann wird man Entscheidungen treffen, die aus ökonomischer Sicht nicht vernünftig sind, dafür aber aus musikalischer Sicht. Das heißt, man wird preisintensive Produkte verkaufen. Man kann Meister werden, einen Bachelor- und einen Masterabschluss machen. Unser Studiengang hat seinen Fokus auf KUNST (!) – HANDWERKLICHEM (!) Musikinstrumentenbau. Darum braucht man Vorkenntnisse, um hier studieren zu können zum Beispiel, indem man in Klingenthal oder Mittenwald das Handwerk grundlegend gelernt hat. Die Umgebung ist ausgesprochen einladend, sich mit Musik und Instrumenten zu beschäftigen. Der Musikinstrumentenbau ist in Markneukirchen schon immer voller Bedeutung und man findet alle Arten von Firmen, die Instrumente bauen.
Wir gehören zur Fakultät für ANGEWANDTE Kunst in Schneeberg. Musikinstrumentenbau als ANGEWANDTE KUNST bedeutet, dass wir die technische Entwicklung wahrnehmen und den Praxisbezug fördern. Das zieht Studentinnen und Studenten aus der ganzen Welt an. 27% der Studierenden kommen aus dem Ausland. Wir sind voll belegt!
WIE ein Instrument hergestellt wird, ist von zentraler musikalischer Bedeutung. Wie man es fertigt, hat einen Musikalischen Einfluss: Man kann industriell, manufakturell oder handwerklich bauen. Man lernt hier, ein eigenes Konzept zu erarbeiten. Man lernt, den Einfluss des Materials zu beachten, aber auch die Fertigungstechnologie. Am Ende des Studiums hat man ein eigenes Fertigungskonzept aufgestellt. Ästhetische Aspekte spielen eine große Rolle. Ein Instrument, wie eine Mandoline, soll sachlich funktionell gebaut werden, aber sich auch durch Wohlproportioniertheit auszeichnen.
Mandolinenbauer Frank-Peter und Markus Dietrich, Markneukirchen © Frank Fickelscherer-Faßl
Foto © Lorenzo Lippi, Mailand
Foto © Lorenzo Lippi, Mailand
Wer Excellenz mitbringt, wird und muss sich auch mit wissenschaftlichen Erkenntnissen auseinandersetzen. Die Güte einer Mandoline lässt sich auch messen. Es genügt nicht, wenn ein Meister uns sagt: „Wir machen da so, weil wir es immer so gemacht haben!“ Man muss Wege suche, wie etwas eindeutig formulierbar ist. Zum Beispiel durch akustische Analysen herausfinden, was die Güte eines Instruments ausmacht. Andererseits gibt es implizites Wissen, welches im Können liegt. Dann versucht man, was man in der Tradition überliefert, zu erklären. Wir unterstützen die Studierenden dabei, nach Wegen zu suchen, wie man eine solche Fragestellung angehen könnte.
Das Grundproblem liegt in der Maßanfertigung im Gegensatz zur Produktion von der Stange: Ein Musiker kommt auf den Instrumentenmacher/die Instrumentenmacherin zu und möchte sich ein gutes Instrument anfertigen lassen. Er nennt optische, haptische und akustische Wünsche. Diese Vorstellungen äußert er in einer emotionalen Sprache, er spricht über Gefühle, zum Beispiel nennt er einen „weichen Ton“, „eine schnelle Ansprache“ und ein „schönes Instrument“. Als InstrumentenbauerIn muss ich die emotionale Sprache in technisch verwertbare Sprache umsetzen: Also muss ich sprechen über Resonanzen, Impedanzen und wie ich einen Fertigunsgprozess steuern kann. Dieses Thema begleitet einen Musikinstrumentenmacher sein ganzes Leben. Und wenn er sein ganzes Leben mehr oder weniger die gleiche Mandoline gebaut hat, dann hat er am Ende das Gefühl. „Oh, ich kann doch noch etwas lernen!“ Das ist das Schöne an unserem Beruf. Und das bewegt auch die meisten jungen Leute, wenn sie hier studieren wollen.
Westsächsische Hochschule Zwickau Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg
Studiengang Musikinstrumentenbau in Markneukirchen