Maldura, oder wie ihn seine Freunde und Zeitgenossen nannten, Nino, war ein emotionaler Mensch.
Eine Seite von ihm: Er war der Chef des Clubs LE CARCIOFOLATE und der Dirigent des SMINFA Orchesters. Die SMINFAROLI sollten Orchestermusiker ohne Begabung bedeuten, die rythmische Hexentänze aufführten und sich in ihrem Club regelmäßig am Abend trafen, um Berge von Spaghetti, Artischocken, Kabeljau, Käse und Früchte aßen und dazu jede Menge Wein tranken. Dazu begaben sie sich in Rom in bizarrer Verkleidung (es war kein Fasching, und dennoch applaudierte man ihnen enthusiastisch) im Gänsemarsch von der Via Margutta auf den Monte Ceci. Nach ihrem gewaltigen Mahl schritten sie zum Kolosseum und boten dort ein mitternächtliches open-air Konzert.
Die andere Seite von Nino: Er heiratete er eine Schülerin von ihm, Maddalena Rotti. Sie starb im Kindbett. Dies brachte ihn völlig aus dem Tritt, so dass er depressiv wurde und kurz darauf verstarb. Seit dem Tod seiner Frau ist kein einzige Konzert mehr von ihm bezeugt.
Und eine dritte Wesensart, seine Präzision: Er studierte Ingenieurswissenschaften, aber auch Musik und Architektur. Mit 15 gab er bereits seinen ersten Mandolinenunterricht. Mit 17 trat er in die päpstliche Akademie Santa Cecilia ein und konzertierte in einer viel beachteten Aufführung vor Cosima und Richard Wagner. Bald wurde er „Musik Professor“ für Mandoline und Gitarre. Seine SchülerInnen gehörten zum gehobenen Bürgertum und zum Adel. Diese Tätigkeit öffnete ihm die Türen zu allen bedeutenden Palästen. So konzertierte er mit dem bedeutenden Pianisten Giovanni Sgambati und gründete den Circolo Dei Musicisti, wo er auch der äußerst musikliebenden Königin Margherita begegnet sein muss.
Der Grund warum wir uns mit Giovanni Battista Maldura befassen, ist natürlich ein mandolinistischer!
LORENZO LIPPI, einer der bedeutendsten Mandolinenbauer Italiens, Forscher der Mandolinengeschichte und der Mandolinenbauweise, hat in jahrelanger Arbeit in Archiven und bei der Familie Maldura ungeheuer viel Material zusammentragen können und 2023 – zum Jahr der Mandoline in Deutschland – ein Buch über Giovanni Battista Maldura geschrieben.
Eigentlich zwei Bücher: Eines in Italienisch und eines in Englisch, was von der Denkweise her schon einen Unterschied macht. Außerdem hat er sich bereits 2010 in einem Buch von Ugo Orlandi mit dem jubilierenden Titel „Il periodo d’oro del Mandolino“ (Das goldene Zeitalter der Mandoline!) mit Maldura befasst: Hier insbesondere mit dessen mandolinenbautechnischer Seite.
Was zeichnet Maldura nun hinsichtlich der Entwicklung der Mandoline aus? Und was ist das Besondere der Römischen Mandoline?
1884 zeigt sich bei ihm ein massives Interesse am Violinenbau und seine Bekanntschaft mit dem Geigenbauer und Mandolinenbauer Giovanni De Santis. Malduras erste Mandoline war von De Santis!
Inspiriert von De Santis‘ Instrumenten veröffentlichte Maldura 1885 seinen Businessplan: Seine „Erfindung“ – nämlich eine geänderte Brücke und ein geändertes Griffbrett. Warum? „Weil die Menschen sich mehr von der Mandoline wünschen: Sie soll singen!“ Die Brücke konstruierte er mit „mathematisch richtiger Intonation“, das Griffbrett leicht schräg, um den Fingern des Spielenden näher zu kommen, das Kopfstück abgewinkelt, und die rechtwinklig stehenden Stimmmechaniken versah er mit einem Haken zum schnellen Saitenwechsel – um „das perfekte Instrument“ zu bauen.
Da er grundsätzlich gründlich arbeitete, ließ er sich die Erfindungen patentieren – nicht nur in Italien, sondern auch in den USA, England und Frankreich. Auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 – in scharfer Konkurrenz zu Calace und Embergher – sollte sich sein Engagement lohnen: Er erhielt eine Goldmedaille! Den Hinweis darauf druckte er zukünftig in seinen Instrumentenzetteln. Luigi Antonio Embergher blieb ihm dicht auf den Fersen.
Maldura erdachte auch die „Familie“ der Mandolinen weiter und konstruierte