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The Kensington Etudes – Chris Acquavella

  • Beitrags-Kategorie:CD / Noten / Review
The Kensington Etudes Chris Acquavella

Chris Acquavella hat 2023 sein Heft “The Kensington Etudes” veröffentlicht. Parallel dazu hat er 10 dieser Etüden aufgenommen und das Album unter dem Titel “Recording of the Dawn” veröffentlicht.

Die Kensington Etudes sind 30 Etüden und Solostücke für Mandoline oder Mandola, die Chris Acquavella im Lauf von drei Jahren für seine Schüler komponiert hat. Chris Acquavella hat seine Schüler gefragt, welche Technik sie gerne üben wollen und passend dazu eine Etüde komponiert. Jede Etüde ist einer Schülerin oder einem Schüler gewidmet, das ganze Heft ist Gery Payne gewidmet, mit dem Chris Acquavella seit vielen Jahren zusammenarbeitet.

In jeder Etüde wird eine spezielle Technik behandelt. Zum Einsatz kommen viele Varianten der Anschläge mit Durchgleiten, andere Arpeggiotechniken, mehrstimmige Spielweisen wie Doppelgriffe, Akkorde und Tremolo-Staccato. Dazu vielfältige Verzierungen, Tonbindungen, Lagenwechsel und ungewohnte Taktarten. Bei zwei Stücken wird die Mandoline umgestimmt (Skordatura), um besondere Klänge zu erzielen.

 

Der Notensatz ist sehr übersichtlich, mit Fingersätzen, wo es angebracht ist. Die überwiegende Zahl der Etüden erfordert bereits gute Kenntnisse von klassischen Anschlagstechniken und sehr gute Fähigkeiten beim Notenlesen. Grifftechnisch sind alle Stücke gut zu spielen. Oft gibt es Abschnitte, bei denen leere Saiten mit gegriffenen Tönen in verschiedenen Lagen zusammen gespielt werden und so interessante Klangeffekte erzeugen. Erleichternd ist es andererseits, dass oft kurze Abschnitte wiederholt werden. So kann man sich die Stücke abschnittsweise erarbeiten.

Schon die Mandolinenmeister des 18. Jahrhunderts haben die vielfältigen Möglichkeiten der Mandoline als Soloinstrument gekannt. Doppelgriffe und Akkorde, verbunden mit kunstvollen Anschlagsarten machen es möglich, dass aus einer kleinen Melodie ein beeindruckendes Solostück werden kann. 

In der Blütezeit der Mandoline Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts haben Meister wie Raffaele Calace, Carlo Munier, Giuseppe Pettine, Herbert Forrest Odell und viele andere die Spieltechniken der Mandoline bis zum Äußersten erforscht und in ihren Solostücken verwendet. Diese Stücke sind aber weit davon entfernt, was man in unserer Zeit als Jugendlicher oder Erwachsener typischerweise hört.

Chris Acquavella verarbeitet seine Erfahrungen mit Rockmusik, Einflüsse von Minimalmusik, seine Kenntnis der klassischen und romantischen Mandolinentechniken und seine Erfahrungen aus dem Unterricht und hat 30 Stücke für Mandoline komponiert, die die Mandoline zum Klingen bringen. Es ist ihm gelungen die klassischen Anschlagstechniken so einzusetzen, dass es Spass macht zu spielen, aber auch zuzuhören. 

Er hat mit seinen Etüden einen weiteren sehr interessanten Beitrag zur Literatur für Solomandoline geliefert, Stücke, die auch ein junges Publikum ansprechen und junge Mandolinenspieler herausfordern und inspirieren. 

Wer die Anschlagstechniken des 18. Jahrhunderts an konzertanten Stücken üben wollte, war bisher auf die Werke von Leone oder Denis angewiesen. Jetzt kann man diese klassischen Techniken auch mit zeitgemäßen, modern klingenden Stücken üben. Ich bin sicher, dass diese Stücke bald zum Standardrepertoir für die Jugend Musiziert Wettbewerbe gehören werden. Und hoffentlich finden sie auch den Weg in das Repertoir der Mandolinenspieler und werden bei Konzerten vorgetragen.

Wenn man die Etüden spielt bekommt man Lust darauf, selbst etwas neues mit den klassischen Anschlagstechniken der Mandoline auszuprobieren. Vielleicht regen sie auch andere Spieler und Komponisten an, weitere moderne, gut klingende Solostücke für Mandoline zu komponieren.

Zusammen mit der Notenausgabe ist auch das Album “Recording of the Dawn” erschienen. Chris Acquavella hat dafür 10 Stücke auf dem Heft “The Kensington Etudes” aufgenommen. Teilweise hat er die Solostücke durch Geräusche oder dezente Begleitstimmen erweitert. Die Aufnahmen sind sehr gelungen, es macht Spaß das ganze Album anzuhören. Zudem sind die Aufnahmen natürlich auch für jeden sehr hilfreich, der die Stücke selbst spielen will.

Die Noten für “The Kensington Etudes” sind direkt beim Trekel Verlag, Hamburg oder im Musikfachhandel erhältlich (T6755). Die CD “The Recording of the Dawn” ist ebenfalls beim Trekel Verlag erhältlich, es ist aber auch bei Bandcamp, Spotify und anderen Streaming Plattformen erhältlich.

Chris Acquavella ist Mandolinist und Komponist, er hat bei Alison Stephens Mandoline und bei Andrew Poppy Komposition studiert. Seine Kompositionen für Mandoline, Barockmandoline und Zupforchester werden regelmäßig in der ganzen Welt gespielt.

Die Notenbeispiele zeigen einzelne Takte aus den Etüden und sollen verdeutlichen, welche Anschlagstechniken in den Etüden verarbeitet werden.

Das Album “Recording of the Dawn” ist bei Spotify und auch bei youtube verfügbar.

Chris Acquavella Recording of the Dawn

Chris Acquavella verkauft seine CDs und Downloads am liebsten über Bandcamp. Bei Bandcamp sind neben der aktuellen Aufnahme “Recording of the Dawn” auch frühere Aufnahmen von Chris Acquavella verfügbar.

The Bridge to Kastel